Weihnachtsgruß des Bürgermeisters
Sehr geehrte Querfurterinnen,
sehr geehrte Querfurter,
ein von Krisen bestimmtes Jahr liegt hinter uns. Noch Anfang 2022 dachten wir, nach zwei Jahren Coronapandemie mit Lockdowns, Maskenpflicht und Abstandsgebot werden die Zeiten besser. Das ist durch den Überfall Russlands auf die Ukraine mit all seinen Folgen insbesondere für unsere Wirtschaft und die Lebenshaltung der Menschen nicht eingetreten und hat auch das Jahr 2023 weiter bestimmt. Als ob, dem nicht genug ist, hat die Flüchtlingskrise wieder neue Dimensionen angenommen und überfordert die Kommunen. Der wieder offen hervorgetretene Nahostkonflikt katalysiert diese Entwicklungen und zeigt uns auch innenpolitisch Spannung und zunehmend Konflikte auf. 2023 war das wärmste Jahr, das die Wissenschaft bislang dokumentierten konnte. Mit der ansteigenden Erderwärmung sind immer extremere und immer häufiger auftretende Wetterkapriolen wie Hitzewellen, Starkregenereignisse oder Orkane verbunden, deren Auswirkungen zusätzlich das Konfliktpotential in vielerlei Hinsicht gerade in den Entwicklungsländern erhöhen. Im Spannungsfeld dieser, in ihrer Fülle noch nie dagewesenen, vielfältigen Herausforderungen und Konflikten macht die Bundespolitik keine gute Figur. Zögerliches Handeln, handwerklich schlecht gemachte Gesetze und ungeschickt kommunizierte Entscheidungen verunsichern die Menschen in unserem Land und sorgen für Ängste und Unzufriedenheit. Bester Nährboden für extremes Gedankengut und Populismus, der in vielen Fällen durch die Steilvorlagen der Bundesregierung zu Recht den Finger in die Wunde legt, allerdings mehr von Rhetorik geprägt ist und weniger von Argumenten bzw. keine in der Realität anwendbare Lösungen für die bestehenden und anstehenden Herausforderungen präsentieren kann. Die Welt scheint aus den Fugen geraten.
Diese besagten Ängste und die Unzufriedenheit hat sicher jeder in seinem persönlichen Umfeld oder auch an sich selbst festgestellt. So nachvollziehbar oder berechtigt dies auch scheinen mag. Es bringt nichts, darin zu verharren. Vielmehr muss es erst recht dazu motivieren, anzupacken. Und das haben wir, wenn man einmal den Blick weg von der großen Welt- und Bundespolitik auf die kleinste Zelle, auf unsere Stadt Querfurt richtet, getan.
Gerade 2023 konnten wir trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf verschiedenen Feldern, ob in Schulen, bei der Infrastruktur, dem städtischen Haushalt oder auch im Ehrenamt, einiges voranbringen.
Für Letzteres stehen beispielgebend die Angehörigen unserer Querfurter Feuerwehren. Bei mehr als 150 Einsätzen haben sie wieder ihr Wissen, ihre Freizeit aber auch ihre Gesundheit in den Dienst des Gemeinwohls gestellt. Herausstellen möchte ich die beiden Vegetationsbrände oder den Großbrand im Gewerbegebiet in diesem Jahr. Durch das aufopferungsvolle Engagement unserer Kameraden konnte Schlimmeres verhindert werden. Entscheidend hat hierzu unsere Feuerwehrtechnik beigetragen, wie das neue Tanklöschfahrzeug zur Vegetationsbrandbekämpfung, welches erst im vergangenen Jahr in Dienst gestellt wurde und damals schon bei den Großbrandereignissen im Erzgebirge oder im Harz im Einsatz war. Die bestmögliche Ausstattung für unsere Feuerwehren hat auch zukünftig oberste Priorität. So werden im kommenden Jahr gleich zwei neue Feuerwehrzeuge für Querfurt und Oberschmon in Dienst gestellt. Hinzu kommen für den präventiven Brandschutz zwei Löschwasserzisternen in Grockstädt und Vitzenburg sowie faltbare Löschwasserbehälter für Ziegelroda und Spielberg - Investitionsvolumen alles in allem rund 1.5 Millionen Euro. Ein klares Statement für unsere Feuerwehren, denen ich an dieser Stelle für ihre Einsatzbereitschaft danke.
Die D-Jugend der TSG Gymnasium Querfurt holte in diesem Jahr den Bezirksmeistertitel, die Volleyballer des TSV 90 Querfurt den Kreismeistertitel, die Jungs vom VfL Querfurt den Cup der Wohnungsbaugesellschaft mbH Querfurt und die Spielvereinigung Weißenschirmbach feierte ihr 70- jähriges Bestehen. Deren neue, gesunde Mischung aus älteren und jungen Vorstandmitgliedern kann nur optimistisch stimmen. Insgesamt haben wir für unsere Vereine in diesem Jahr mehrere Zeichen gesetzt und werden dies auch in der Zukunft weiter tun. Denn das Ehrenamt leistet den entscheidenden Beitrag für die Lebensqualität in unserer Stadt und den Ortsteilen. So laufen die Sanierungsarbeiten an der Turnhalle von Lodersleben. Auch zukünftig soll es hier unter Einbeziehung von Fördermitteln weitergehen. Die Grundlagen dazu werden gerade geschaffen. Die über Jahre hinweg hervorragende Zusammenarbeit mit dem Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland ist erst jüngst am Vereinshaus in Spielberg deutlich geworden. Dort konnten die gesamten Dächer für 260.000,00 € mit einer 100%-Förderung erneuert werden.
Im kommenden Jahr wird der städtische Weinberg vergrößert. Ein weiteres gutes Beispiel für die wechselseitig fruchtbringende Kooperation mit dem Naturpark und ein zusätzlicher Baustein für die touristische Vermarktung der Stadt. Diese hat durch die Etablierung des Wanderwegenetzes und den neuen digitalen Stadtrundgang ebenfalls eine Aufwertung erfahren. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei selbstverständlich die Burg Querfurt. Deren neues Konzept, an welchem sicher viele von Ihnen durch die Teilnahme an der entsprechenden Umfrage Einfluss genommen haben, neue Impulse geben wird. Ein wesentlicher Bestandteil ist hierbei die Gastronomie, die durch den Ausbau des Eselsstalls und die schrittweise Ertüchtigung der Möglichkeiten des Fürstenhauses eine neue Qualität erreichen wird. Etwas, das wir uns alle seit vielen Jahren wünschen. Als Kreistagsmitglied, und dabei Vorsitzender des Finanzausschusses, habe ich stets die Belange der Burg im Blick und versuche die städtischen Interessen bei der Entscheidungsfindung einfließen zu lassen.
Das ist auch in Bezug auf die Infrastruktur der Fall. Der Saalekreis wird für die Stadt Querfurt Fördermittel einwerben, um auf den Ortsteilen die Voraussetzungen für gigabitfähige Internetanschlüsse zu schaffen. In Querfurt selbst führt die enviaTel bis Ende kommenden Jahres diesen Ausbau eigenwirtschaftlich durch. Für die Stadt ein entscheidender Standortfaktor, der uns weiter zukunftsfähig aufstellen wird.
Auf den Ortsteilen konnten mit der Fertigstellung der Schlossstraße in Kleineichstädt oder des Pfingstweges in Leimbach und der dortigen Stützmauer sowie der Osterhäuser Straße in Gatterstädt verschiedene Investitionen abgeschlossen werden. 2024 wird es dort im Rahmen der abwasserseitigen Erschließung mit der Loderslebener Straße weitergehen. In Lodersleben selbst wird es einen zweiten Bauabschnitt zur Sanierung der verbleibenden Gehweganlagen in der Straße des Friedens geben und in Querfurt wird der 2. Teil des Fußweges am Burgring saniert. In Schmon werden im kommenden Jahr die Sanitäranlagen der Schulturnhalle saniert. Eines der größten Infrastrukturprojekte seit der politischen Wende hat nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit weiter Gestalt angenommen, die Sanierung des Freimarktes einschließlich der dortigen Nebenstraßen. Leider wird es für das Jahr 2024 für die Fortführung keine Fördermittel geben, so dass die vollständige Fertigstellung sich voraussichtlich auf das Jahr 2025 verschiebt.
Gemeinsam mit der städtischen Fernwärmegesellschaft und der Agrargenossenschaft Querfurt arbeiten wird derzeit daran, die Potentiale unserer Biogasanlage in Querfurt-Süd zu erweitern, um zukünftig den Unabhängigkeitsgrad von fossilen Energieträgern weiter zu erhöhen und um deutlich günstigere Heizwärme für die dortigen Bürger anbieten zu können.
Ein Vorhaben mit Leuchtturmcharakter, vor allem aus wirtschaftlicher Sicht, ist das Projekt Querfurt-Nord. Mit 20 Millionen Euro aus dem Topf für den Strukturwandel finanziert, ist es durch die Schaffung der Voraussetzungen auf 65 ha für die Ansiedlung von Gewerbe, eine einmalige Chance für den Wirtschaftsstandort Querfurt und nicht nur für diesen, sondern für den gesamten westlichen Saalekreis und darüber hinaus. Die Verwaltung arbeitet gemeinsam mit ihren Partnern unermüdlich daran, das Projekt voranzubringen, damit in den kommenden 10 Jahren sich potente, wirtschaftlich starke Unternehmen in Querfurt ansiedeln.
Aber auch unseren vorhandenen Unternehmen und Gewerbetreibenden möchte ich an dieser Stelle für ihre Unermüdlichkeit, sich trotz aller Krisen durchzukämpfen, nicht zu verzagen, nach vorn zu schauen und auch immer ein offenes Ohr zu haben, wenn es darum geht das Ehrenamt aber auch die Stadt zu unterstützen, einen ganz großen Dank aussprechen.
Gerade diese Unterstützung wird es uns im kommenden Jahr ermöglichen, einen neuen Spielplatz in Querfurt zu bauen. Bis Ende April soll der Burgspielplatz an der Friedhofspromenade entstehen. Wir konnten aber auch in diesem Jahr neue Spielplätze in Oberschmon, im Paul-Straube-Park oder auch auf dem Freimarkt schaffen. In Leimbach wird der dortige Spielplatz völlig neu gestaltet. Alles Bausteine, die zur Familienfreundlichkeit unserer Stadt beitragen. Ebenso wie die Bezuschussung des Kitaessens in diesem Jahr. Ein klares Signal dafür, unsere Eltern im Spannungsfeld gestiegener Lebenshaltungskosten zu entlasten. Ein Zeichen, dass im kommenden Jahr eine Fortsetzung finden wird. Ebenso werden in 2024 auch die Kita- und Hortgebühren stabil bleiben. Die Stadt ist hierbei bereit, trotz knapper Kassen, einen größeren Anteil zu leisten.
Das ist allerdings nur möglich, weil wir in den letzten Jahren energisch daran gearbeitet haben, auch durch unliebsame, nicht leicht gefallene Entscheidungen, unseren kommunalen Dispo von mehr als acht Millionen Euro noch 2017 auf etwa eine Millionen Euro zu senken. Damit haben wir es nach fast 20 Jahren geschafft, von der Pflicht zur Haushaltskonsolidierung entbunden zu werden. Das bringt uns mehr Freiräume, zu agieren. Mittlerweile steht die Stadt Querfurt, was die Kommunalfinanzen angeht, nicht mehr als eines der Schlusslichter im südlichen Sachsen-Anhalt da, sondern hat sich im vorderen Mittelfeld platziert. Wohl gemerkt mit dem Spagat, in dieser Zeit die Schulden merklich abgebaut und trotzdem kräftig investiert zu haben. Und gerade, was den Abarbeitungsstand der Jahresabschlüsse angeht, ist Querfurt die erste Kommune im Saalekreis gewesen, die mit einem bestätigten Jahresabschluss 2022, auf geordnete finanzielle Verhältnisse verweisen kann. Gleichwohl muss weiterhin sparsam mit Maß und Mitte agiert werden, damit es uns gelingt, auch das verbleibende Defizit abzubauen.
Diese Situation konnte bei aufopferungsvoller Arbeit meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal in welchem Bereich der Stadtverwaltung, denen ich an dieser Stelle ebenfalls recht herzlich für die Zusammenarbeit danken möchte, nur erreicht werden durch die mit Weitblick getroffenen Entscheidungen der Mehrheit der Stadträte. Sie hatten Vertrauen in die von der Verwaltung vorgelegten Beschlüsse und haben erkannt, dass der Zeitpunkt zu handeln gekommen war. Andernfalls hätte man die Handlungsfähigkeit der gesamten Stadt dauerhaft aufs Spiel gesetzt und wäre vielleicht in die Situation gekommen, über die Schließung von Sportstätten, Vereinshäusern oder gar des Stadtbades zu diskutieren. Ich bin froh darüber, dass in der aktuellen Wahlperiode Vertrauen, Sachlichkeit und eine konstruktive Zusammenarbeit an der Tagesordnung standen und die von persönlichen Befindlichkeiten und die z.T. Ideologie getriebenen Bedenkenträger nicht Zwietracht säen konnten und es so gelungen ist, die Stadt aus der Krise nach vorn zu bringen. Allen, die diesen Weg im Sinne der Sache, und dabei möchte ich die Ortsbürgermeister und Ortschaftsräte nicht unerwähnt lassen, mitgegangen sind, danke ich ausdrücklich.
So soll es auch in Zukunft sein. Im kommenden Jahr stehen verschiedene Wahlen an u.a. auch die des Stadtrates. Als Bürgermeister ist man nur so gut wie sein Stadtrat. Die MZ hat dabei einmal vom Team Querfurt gesprochen. Ich möchte dieses Team um alle erweitern, die sich jeden Tag für das Wohl unserer Stadt einsetzen, egal ob im Ehrenamt wie bei der Feuerwehr, als Erzieherin im Kindergarten, als Gewerbetreibender oder ganz einfach als jemand, der für seine Stadt oder seinen Ortsteil brennt und sich dafür engagiert. Es kommt im nächsten Jahr gerade an der Wahlurne darauf an, Kandidaten in den Stadtrat zu wählen, die teamfähig sind, damit wir unseren erfolgreichen Weg für die Stadt Querfurt weitergehen können und nicht Gefahr laufen, uns in von Ideologie getriebenem Parteienkalkül zu verlieren und dabei das auf der Strecke bleibt, wofür wir angetreten sind und zwar das Wohl der Menschen der Stadt und ihrer Orte zu erhalten und zu mehren.
Ich wünsche Ihnen zu den bevorstehenden Feiertagen bei den vielfältigen Herausforderungen, die uns alle gerade beschäftigen, Zeit für Besinnlichkeit im Kreis von Familie und Freunden. Vielleicht sehen wir uns zum Weihnachtszauber auf der Burg oder in der Stadt. Ich würde mich freuen! Und ich wünsche uns allen die nötige Zuversicht und Schaffenskraft für alles, was das kommende Jahr mit sich bringt.
Franz von Sales hat es einmal so gesagt: „Begegne dem, was auf Dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung!"
In diesem Sinne ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr 2024.
Ihr Bürgermeister
Andreas Nette