Zeitkapsel förderte Unerwartetes zu Tage
Bei einem Unfall im Dezember 2023 hat ein Verkehrsteilnehmer den Pfeiler an der Friedhofskappelle neben der Schlaf-Linde so sehr beschädigt, dass dieser verschoben wurde. Mitarbeiter des Bauhofes, die den Pfeiler sichern wollten, machten dabei eine Entdeckung. In dem Pfeiler war eine Zeitkapsel verbaut, die von den Mitarbeitern gesichert und dem Stadtarchivar übergeben wurde.
Am 27. Mai trafen sich der Vorsitzende des Altertums- und Verkehrsvereins Querfurt und Umgebung, Hartmut Lasse, seine Vorstandskollegin, Franziska Hempel, sowie Bürgermeister Andreas Nette und Stadtarchivar Thomas Schubert im Büro des Bürgermeisters, um die Zeitkapsel zu öffnen.
Marcel Pennewitz, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, war mit den entsprechenden Werkzeugen ebenfalls dabei, um die Kapsel zu öffnen. Was dann zu Tage kam, erstaunte ebenso die Heimatforscher wie den Stadtarchivar. Alle waren davon ausgegangen, dass der Pfeiler, der die Gedenktafel an Johannes Schlaf enthält erst nach seinem Tode gebaut worden war. Die Objekte in der Kapsel zeigten nun aber, dass der Pfeiler bereits zum 60. Geburtstag Schlafs im Juni 1922 errichtet wurde.
In die Zeitkapsel hatten die Erbauer des Pfeilers neben Gutscheinen und Notgeld eine Festschrift des Querfurter Heimatfestes, das vom 23. Juni bis 2. Juli 1922 andauerte, sowie jeweils ein Exemplar der Querfurter Zeitung und des Querfurter Tageblattes vom 24. Juni 1922 gelegt. Während diese Beigaben alle noch gut erhalten waren, wies die beiliegende Urkunde leider starke Schäden auf.
Dennoch kann der Urkunde, die vom Vorstand des damaligen Altertums- und Verkehrsvereins des Kreises Querfurt sowie vom amtierenden Landrat Paul von Krause und vom damaligen Bürgermeister Otto Heinrich unterschrieben wurde, entnommen werden, dass mit ihr die Umbenennung der alten Linde an der Friedhofskapelle in „Johannes Schlaf – Linde“ besiegelt wurde.
„Es ist etwas ganz Besonderes, diese Dokumente in der Hand zu halten. Sie geben uns Einblicke in das Querfurt vor hundert Jahren“, sagte Bürgermeister Andreas Nette bei der Sichtung der einzelnen Beigaben der Zeitkapsel. Auch Hartmut Lasse und die weiteren anwesenden Personen waren vom Inhalt der Zeitkapsel fasziniert.
Während der Wiederherstellung des Pfeilers soll nun eine neue Zeitkapsel eingemauert werden. Sie wird neben Kopien der alten Dokumente auch aktuelle Schriften enthalten, wie bspw. den Stadtanzeiger, in dem dieser Artikel veröffentlicht ist.